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Symbolbild Neurone im Raum

Psychologie: Internationales neurowissenschaftliches Symposium
Glücksspielsucht: Was passiert im Gehirn?

29.06.2012 – Die Glücksspielsucht gleicht in vielen Aspekten anderen Formen wie der Drogen- und Alkoholsucht. Prof. Dr. Luke Clark von der Cambridge University untersuchte dazu die Hirnaktivität von Spielsüchtigen und stellte seine Forschungsergebnisse am 22. Juni auf einem Symposium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vor.

„Nur noch einmal spielen, dann höre ich auf!“ – solche Gedanken kennen viele. Doch Menschen mit Glücksspielsucht haben oft große Schwierigkeiten, tatsächlich aufzuhören. Vermutlich gibt es über eine Millionen Spielsüchtige und problematische Spieler in Deutschland, doch die Ursachen der Spielsucht sind nur unzureichend bekannt.

Soviel ist klar: Spielsüchtige leiden an sogenannten verzerrten Kognitionen. Fällt nach mehrmaligem Münzwurf stets „Kopf“, so antworten Spielsüchtige: nun muss die Wahrscheinlichkeit für „Zahl“ höher als 50:50 liegen – was mathematisch falsch ist. Gleichzeitig sind sie der Meinung, durch ihre vermeintlichen Fähigkeiten die Zufallsreihenfolge in Glücksspielautomaten kontrollieren zu können.

Prof. Dr. Luke Clark von der Cambridge University untersucht, was im Gehirn von Spielsüchtigen passiert. Er simulierte dazu sogenannte „knappe Verpasser“, Ergebnisse von Glückspielautomaten also, bei denen nach zwei gleichen Symbolen in den ersten beiden Spalten, die dritte Rolle kurz vor dem gewinnversprechenden dritten Symbol stehen bleibt. Zwar gewinnt man damit kein Geld. Spielsüchtige werteten ein solches Ergebnis jedoch als Erfolg und als Ergebnis ihrer besonderen Fähigkeiten. Und nicht nur das: Mittels bildgebender Verfahren konnten Prof. Clark und seine Mitarbeiter zeigen, dass Spielsüchtige im Vergleich zu normalen Probanden eine erhöhte Belohnungsaktivierung im Mittelhirn haben. Er stellte diese Ergebnisse im Rahmen des ersten Symposiums zur Neurowissenschaft der Entscheidungsfindung an der Universität Düsseldorf vor.

Diese Ergebnisse sind ein Schritt auf dem Weg zum Verständnis, wie weit die Spielsucht im Hinblick auf die neuronalen Entstehung anderen Suchtformen ähnelt. In vielen Aspekten entspricht die Spielsucht anderen Süchten, auch Beschaffungskriminalität kann zum Problem werden. Es soll nun in der Folge geklärt werden, ob sich bei Glückspielsüchten der Spiegel des „Belohungshormons“ Dopamin ähnlich verhält wie etwa bei Alkohol- und Drogensüchtigen. Letztere haben einen niedrigeren Dopaminspiegel. Es wird angenommen, dass bei diesen Süchtigen eine Sucht auch dadurch entsteht, dass sie immer wieder ihren Dopaminspiegel auf ein angenehmes Niveau anzuheben versuchen.

Letztlich soll ein tieferes neurowissenschaftliches Verständnis der Suchtprozesse helfen, die psychologische und psychatrische Therapie von Suchtpatienten zu verbessern.

Symposium "Decision making under risk and over time"

Am 22. Juni 2012 fand an der Heinrich-Heine-Universität das internationale neurowissenschaftliche Symposium „Decision making under risk and over time“ statt. Führende Wissenschaftler aus Deutschland, England, den USA und Frankreich stellten ihre aktuellen Forschungsergebnisse zu neuronalen Entscheidungsfindungsprozessen vor. Veranstalter war das Düsseldorfer Institut für vergleichende Psychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Kalenscher.

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Institut für vergleichende Psychologie

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Kategorie/n: NND-News
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